Höhenflug und Größenwahn

Da dachte man schon die feudalistischen Zeiten sind Vergangenheit, und auch die diverser Diktatoren, die sich ihre Denkmäler selbst errichten ließen, um sich so unsterblich zu machen. Auch die Spanier schienen das endgültig überwunden zu haben, als man vor gut zwei Jahren die letzte Franco Statue wegschaffte, was mindestens zwanzig Jahre zu spät war. Aber den klassischen Heerführer, den Caudillo, den gibt es heute trotzdem noch, auch wenn er uns jetzt als gerissener Volkstribun mit stark getönter Sonnenbrille und geschneiderten Designeranzügen entgegentritt.

Seit mehr als zehn Jahren ist unser neuer Regionalflughafen Castellon bereits im Bau, ein Millionengrab, inklusive der üppigen Zufahrtstraßen. Nach jahrelangen Bauverzögerungen, auch durch Gerichtsverfahren, in der die Illegalität des Projektes gerade noch so abgewendet werden konnte, soll er jetzt im März endgültig eröffnet werden. Die Betreibergesellschaft ist hoch verschuldet, und bisher gibt es nicht eine einzige Fluggesellschaft, die man unter Vertrag nehmen konnte. Zur Eröffnung plant die spanische Luftwaffe irgendein Passagierflugzeug zur Notlandung zu zwingen, um so die Existenz des Flughafens nachzuweisen. Vielleicht hat man deswegen auch jetzt schon  Teile der Löschflugzeugstaffel  dorthin verlegt.  Aber vielleicht auch aus dem Grund, um die immer wieder aufflackernden Flächenbrände zu löschen, die der Volksmund heutzutage Skandale nennt. Unser allmächtiger Regionalpräsident Carlos Fabra, nicht zufälligerweise auch Bauunternehmer, und schon seit Jahren mehrfach von Gerichten unter Korruptionsverdacht gestellt, und im Gegensatz zu unserm valencianischen Ministerpräsidenten Camps, der gerade im Rahmen der Korruptionsaffäre "Gürtel" zu vierzigtausend Euro Geldstrafe  verurteilt wurde, noch nie wirklich belangt, diesem Carlos Fabra, wollte man, oder er sich selbst, man weiß es nicht so genau, am neuen Flughafen ein Denkmal setzten. 350.000 Euro sollte es kosten, und ein renommierter spanischer Bildhauer wurde damit beauftragt. Ob wir nun am Flughafeneingang das Anlitz von Fabra, oder eine sakrale Skulptur in Form eines pharaonischen Monetengrabtempels hätten ertragen müssen, man wird es wohl nie erfahren, denn sie bleibt uns vorläufig erspart. Vielleicht nicht nur allein wegen den mehr und mehr dramatischen Auswirkungen der Krise, sondern auch wegen der Kritik über soviel Unsinn und Selbstherrlichkeit. Trotz allem irgendwie schade, denn so kann meine Idee für eine wahrhaft wahnhafte Skulptur, mit der ich mich ebenfalls beworben hatte, leider noch nicht einmal geprüft und vielleicht in Erwägung gezogen werden.

Übrigens: Heute vor achtundfünzig Jahren starb Josef Stalin, auch so einer mit vielen Denkmälern, und genau zwölf Jahre später,  wurde Sergios Leones Italo Western " Für eine Handvoll Dollar " uraufgeführt. Dies zu erwähnen ist natürlich absichtlos, aber man kann gern einmal darüber nachdenken.

 

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